Unser naechstes Ziel Amritsar.
Endlich raus aus Delhi! Mit dem Taxi gings zunaechst zum Bahnhof um 6 Uhr morgens (wo es dann sogar einmal angenehm ruhig und entspannt auf den Strassen zuging!). Dann weiter mit dem Zug. Komischer Weise waren unsere Plaetze laut Ticket in verschiedenen Wagons und so dachten wir uns wir bleiben einfach mal zusammen, vielleicht ist der Platz daneben ja nicht vergeben, dann koennen wir beisammen sitzen. Aber nichts da. Schon bald kamen Leute, denen die Plaetze links und rechts von „unserem“ Platz gehoerten. Als wir gerade dabei waren uns zu trennen, kam jedoch eine weitere Person, die behauptete auf „unserem“ PLatz zu sitzen. Da wurden wir dann schoen langsam stutzig und nachdem wir den Inder fragten, wo und wie und was jetzt eigentlich los ist, wurden wir eingeweiht in das indische Zugfahren. Auf dem Ticket stehen naemlich einfach nur irgendwelche nichtsaussagende Nummern und man muss zunaechst zum Tickettzpen gehen und der gibt einem dann erst die richtige Sitznummer. Schliesslich hatten wir unsere Plaetze und konnten dank indischer Nettigkeit auch noch zusammen sitzen.
Die Zugfahrt war bei weitem nicht so anstrengend, wie erwartet. Eigentlich war der Zug recht komformtabel und fuer indische Verhaeltnisse auch recht sauber. Ausserdem gabs alle 2 Stunden eine kleine Malzeit.
Um halb zwei waren wir dann endlich in Amritsar und machten uns auf die Suche nach einer kleinen Herberge, die extra fuer die tausenden Pilger gebaut wurde und auch von Nichtsikhs benutzt werden darf.
Wir wurden bald fuendig und lernten schnell, dass Amritsar und Delhi zwei verschiedene Welten sind. So sind die Leute in Delhi einfach immerzu auf dein Geld aus und koennen dabei auch richtig anstrengend werden, waehrend in Amristar die Leute einfach wirklich wirklich nett waren und dass ganz ohne Hintergedanken.
Die Unterkunft war bereits besetzt von circa 30 Backpackern und vermutlich dreimal sovielen Indern. Dort machten wir schliesslich unsere ersten internationalen Bekanntschaften – groesstenteils Israelis, fuer die Indien das ist, was fuer uns die Tuerkei ist.
Die haben uns dann auch gleich eingeladen, mit ihnen zur Grenzzeremonie nach Amitur zu fahren. Davor gings aber noch mal schnell zum Tempel, wo alle Pilger gratis mit Essen versorgt werden. „N‘ herrliches Schauspiel“, wie Herr Schneider sagen wuerde. Wirklich toll. Um die hundert Freiwilligen schaelen Unmengen an Zwiebel, waschen Teller und teilen das Essen aus. Die Leute sind unglaublich freundlich; fuer die ganz Hungrigen gibts sogar Nachschlag. Und das Rund um die Uhr. Zu essen gabs etwas Dal (Bohnengatsch) und 2 Fladen und dazu noch einen sowas von leckeren milchreisartigen Brei mit ein bisi Fruechte drinnen. Der war echt ein Hammer. Unsere Nachbarn (man sitzt in Reih und Glied neben einander am Boden in Reihen) waren besonders nett: Zunaechst gaben sie uns Wasser, weil wir so schlau waren und uns den Milchreis in die Wasserschuesseln schmeissen liessen und dann zeigten sie uns auch noch wie man aus dem Brot kleine Schuesselchen macht und so die Dal Sosse schoepfen kann. Das Ganze war wirklich eine einmalige Erfahrung! Riesige Berge von Zwiebel, das Geschaepper von den Alutellern und hunderte Glaeubige, die gemeinsam eine Mahlzeit geniessen.
Anschliessend ging es zu acht zur Grenzzeremonie, wobei wir am Weg kurz in einem Hindutempel, dem Silbertempel, stoppten. Hier schienen wir eine groessere Attraktion als der Tempel selbst zu sein, denn die ganzen Einheimischen wollten alle Fotos mit uns machen. Zuerst hatte ich noch Angst, dass sie uns anschliessend ausrauben oder sonstige zwielichtige Sachen im Schilde fuehrten, aber, nein, die wollten einfach wirklich nur ein Foto mit uns.
Die Grenzeremonie war auch ein Wahnsinn. Auf der einen Seite Pakistan auf der anderen Indien. Zunaechst wurde zu typisch indischer Musik getanzt und einige liefen mit der indischen Fahne ueber den Weg zur Grenze. Die Inder schrien und sangen und praesentierten uns ihren Patriotismus in schoenster Form. Anschliessend wurden die Fahnen vom Masten geholt, wobei beide Seiten peinlichst fgenau darauf achten, dass ihre Fahne nicht niedriger haengt, als die andere.
Gott sei Dank wurde es dann schoen langsam kuehler und wir begaben uns zu einem weiteren Hindutempel, auch der Mirrortemple genannt. Das war mit Sicherheit eine der besten Erfahrungen dieser Reise bis jetzt. Kaum hatten wir den Tempel betreten, kam auch schon der Tempelbesitzer, Priester, Guru oder was auch immer er war und bat uns, uns zu ihm zu setzen. Ganz in Knallorange gehuellt, mit gelber Farbe auf der Stirn und von seinen Schwester uns Cousinen usw. umgeben, war schon er allein eine Sensation. Waehrend er und ein bisschen etwas ueber den Hinduismus und speziell ihre Meditationsgottheiten erzaehlten, wurden wir mit Essen und Suessigkeiten ueberhaeuft. Wir durften gar nicht mehr auffhoeren zu essen und obwohl wir shcon lange satt waren, kam er immer wieder mit neuen Leckereien an. Schliesslich betraten wir das Innere des Tempels (der Guru sass in einer Art Vorhalle), wobei uns ein Inder die verschiedenen Gottheiten zeigte. Obwohl der Tempel selbst wirklich ziemlich kitschig wirkt, umgibt ihn doch ein gewisses Etwas, das einfach beeindruckt. Leider hatten wir keine Zeit mehr, nach oben zu gehen, wo sich anscheindend ein Spiegelsaal und eine Art kuenstlich angelegte Hoehle befanfanden. Trotzdem war der Besuch amazing und einfach unbeschreiblich.
Um neun Uhr abends waren wir wieder beim Goldenen Tempel, das Heiligtum der Sikhs, angekommen und beschlossen, noch an der Abendzeremonie teilzunehmen, bei der das heilige Buch aus dem Tempel getragen wird.
Diese Erfahrung kann man gar nicht in Worte fassen. Der schwach beleuchtete, goldglaenzende Tempel, inmitten eines grossen Wassergrabens, die Pilger, das leise chanting der Moenche, die bunten Turbaene und Saris, umgeben von der Dunkelheit der Nacht. Unbeschreiblich. Bei der Zeremonie selbst hatten wir First Row Seats und wurden teil eines wundervollen Spektakels, bei dem zunaechst aus dem heiligen Buch vorgesungen und anschliessend das Buch auf einer Barre hinausgetragen wurde, wobei die Glaeubigen sich darum streiten, wer die Barre tragen darf.
Obwohl ich nicht glaeubig bin, kann man nicht anders, als bei diesem Anblick spirituell beruehrt zu fuehlen.
Am naechsten Morgen standen wir um halb 6 auf, um den Sonnenaufgang beim Tempel zu sehen. Doch als wir aus der Herberge schritten, war die Sonne leider schon aufegangen. Trotzdem war der Himmel noch wunderschoen orangerosa gefaerbt und wieder bot sich uns ein atemberaubender Anblick. Die Glaeubigen badeten in dem Wassergraben, wahrend sich der Tempel wieder von seiner schoensten Seite zeigte.
Amritsar war eine der besten Erfahrungen soweit; die Bilder werden wir wohl nie vergessen.